Der "Hentzenpark" - Eine Rekonstruktion
seiner Geschichte in anekdotischen Einzelbildern (10)

Mit Kettensäge und Muskelkraft

Der derzeitige Forstamtmann Stephan Braun erhält den Auftrag, für die Zwischenzeit, bis eine politische Entscheidung über die mögliche zukünftige Nutzung des Hentzenparks ausgearbeitet ist, den Park wenigstens verkehrsicherunsgtechnisch zu betreuen. Denn hier haftet die Stadt Remagen bei Unfällen durch herabfallendes Totholz, weil der Park kein öffentlicher Wald ist, wo jeder für sich selbst verantwortlich ist. Stephan Braun läßt zunächst einen Baumpfleger durch die Kronen steigen und Tot-und Trockenholz in etlichen Bäumen herausschneiden. Dabei stellt der Pfleger fest, dass einige Bäume dringend eine Kronensicherung brauchen. Das bedeutet, dass sie entweder radikal zurückgeschnitten oder mit Textilbändern festgezurrt werden müssen, damit die alten Kronen nicht auseinanderbrechen. Da die Verkehrssicherung nach wie vor nicht wirklich gewährleistet ist, entwickelt Stephan Braun in Eigeninitiative ein Konzept, weil er auf den Verfall der wertvollen Exoten aufmerksam machen will. Er rechnet mit stärkstem Widerstand gegen seine einschneidenden Maßnahmen. Aber man ist von seinen Vorschlägen begeistert, weil endlich jemand überhaupt etwas unternehmen will, um den Park wiederzubeleben. Der Park gleicht ja zu diesem Zeitpunkt noch einem Urwald und viele der seit über 30 Jahren flächendeckend wachsenden Wildlinge, Eichen, Ahorn und Kastanien zerstören die Äste der alten Exoten von unten durch ihr Nachdrängen. Um eine weitere unwiederbringliche Zerstörung dieser alten, schützenswerten Bäume zu verhindern, gibt es nur eine Maßnahme: die Rodung des Unterholzes bis auf den Grund und Freilegung der alten Parkstruktur, um den wertvollen Beständen wieder Luft zum Atmen zu verschaffen. Freie Sichtachsen sollen den Besuchern künftig den Blick zu den riesigen Kronen der Altbäume öffnen und den Parkcharakter wieder deutlich machen. Im Winter 2000/2001 setzt Stephan Braun sein Konzept in die Tat um: Achtzehn junge Männer und Frauen nehmen an einem JHV-Ökoprojekt teil, einer ABM-Maßnahme des Kreises zu Gunsten arbeitsloser Jungendlicher. Ihnen soll eine Chance gegeben werden, durch ihr Engagement im Naturschutz nach ihrer Ausbildung auch weitervermittelt zu werden. Mit Kettensäge und Muskelkraft machen sich die Jungendlichen daran, das Unterholz des Hentzenparks radikal zu lichten. Ende Januar 2001 ist von der ehemaligen Verwilderung des Parks nur noch wenig zu sehen. Bündel von Ästen und Reisig sind zur Vermoderung sauber aufgestapelt und können auch von der Bevölkerung als Brennholz abgeholt werden. Diese Maßnahme ist wie eine Grundsteinlegung für einen neuen Gartenentwurf.



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Jugendliche bei einer Maßnahme
des JHV-Ökoprojektes im Hentzenpark